Das Haus
Das Gebäude ist eines der ältesten von Johannisthal und beherbergt seit seiner Entstehung die Jüngsten der Gesellschaft. 1886 wurde hier die erste Schule des Ortes eröffnet und fast 100 Jahre strömten die Schüler mit dem letzten Klingelton der Schulglocke in die Klassenzimmer, um das Alphabet und das Einmaleins zu lernen. Später wurden im Ort moderne Schulen gebaut - das niedrige Haus mit der angebauten Turnhalle entsprach nicht mehr den Ansprüchen eines aktuellen Lehrbetriebes. Seit 1981 werden die Schüler vormittags in den neuen Gebäuden unterrichtet und kommen nachmittags wieder in das alte, ehrwürdige Haus - ins JuJo.
Es ist immer etwas los. Man trifft andere Kinder und kann mit ihnen singen, spielen und werkeln. Und zu Hause? Dort sind die Kids sich oft selbst überlassen. Wenn die Eltern das Glück haben, arbeiten gehen zu können, sind Überstunden keine Seltenheit, und die Angst um den Arbeitsplatz lässt wenig Zeit für die Kinder. Und die Eltern, die keine Arbeit haben, sind oft so frustriert und mit den Sorgen um das tägliche Leben beschäftigt, dass sie froh sind, wenn die Kinder erst am Abend wieder nach Hause kommen.
So ist das JuJo ein notwendiger, wichtiger und hoffnungsvoller Treffpunkt mit vielen Freizeitmöglichkeiten für 100 bis 150 Kinder und Jugendliche, die täglich hierher kommen. Sie können unter Aufsicht ihre Schularbeiten erledigen, sich sportlich betätigen, am Computer mit anderen Teilnehmern chatten, in einer Werkstatt Holz bearbeiten, mit den Fingern aus Ton interessante Gegenstände kneten, auch Theater spielen mit selbstgenähten Kostümen oder in einer Band ein Instrument üben, ohne die Nachbarn zu stören.
Fünf Mitarbeiterinnen stehen den jungen Besuchern unterstützend zur Seite. Viele Projekte können wir nur mit Hilfe von ehrenamtlichen Mitarbeitern verwirklichen, sagt Bodo Schlicht, der Leiter des JuJo. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich noch mehr engagierte Menschen finden, die uns helfen, die Kinder zu betreuen, z.B. kleinen Kindern etwas vorzulesen, fügt er hinzu.
In einem neuen Projekt besteht nun die Möglichkeit, sogar in die Luft zu gehen. Der Initiator ist der Geologe und Hobbymodellbauer Hans-Werner Linke. Unter seiner Anleitung wollen junge Leute ein kleines zweisitziges Flugzeug aus Holz bauen, das wirklich fliegen soll. Für diese Aufgabe werden Mut, eine große Motivation und viel Geduld und Ausdauer benötigt. Haben heutige Jugendliche diese Eigenschaften? Mit solchen Projekten wollen sie es beweisen. Auch das Audiocafé gehört dazu. Am Tage offener Jugendbereich, ist es täglich ab 20 Uhr bis l Uhr fest in der Hand von älteren Teenies mit ihren Aktivitäten.
Das JuJo ist nicht nur ein Jugendzentrum, es ist eine Möglichkeit der Kommunikation und des Miteinander vieler Bürger des Kiezes. Kontakte bestehen zu anderen Einrichtungen des Ortes, z.B. zum Johannisthaler Unternehmensstammtisch, zu Künstlern, zum ökologischen Wohnprojekt Lebenstraum auf dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal. Im Oktober 2005 ist die Friedrich-Wolf-Bibliothek bis zum geplanten Neubau in einige Räume eingezogen, weil das Gebäude am Sterndamm dem Straßenbau weichen musste.
Gemeinsam werden Projekte und Feste veranstaltet. 2004 gab es die Fortsetzung des traditionellen Kiezfestes mit einem bunten Programm und einem abendlichen Open-Air-Konzert. Da einige Bürger protestierten, konnte die Tradition wegen zu lauter Musik noch nicht weiter geführt werden. Aber Miteinander reden, lernen, Kompromisse zu akzeptieren - Möglichkeiten gibt es im JuJo viele.
Am Vormittag, wenn die Kinder in der Schule sind, können Senioren die Computer nutzen, um zu lernen, mit den Tücken dieser modernen Technik im täglichen Leben fertig zu werden. Und wenn die Kinderschar zu einer Geburtstagsfeier für die eigene Wohnung zu groß wird oder andere Familienfeiern anstehen, können die Räume des JuJo gegen ein geringes Entgelt genutzt werden.
Ein Austausch und eine Verbindung zwischen munteren Kindern und geruhsamen Lesern, das ist das JuJo heute, ein Nachbarschaftszentrum für jung und alt, klein und groß, dick und dünn - eben für Nachbarn.Aus dem Jahrbuch
Treptow/Köpenick Autorin Regina Burow